Insgesamt 669 Vorschläge gingen zum Unwort des Jahres 2015 ein
Wie in jedem Jahr seit 1991 gab die unabhängige Jury der Aktion „Unwort des Jahres“ auch im Januar 2016 das Siegerwort bekannt. Dieses Mal setzte sich der Begriff „Gutmensch“ unter 669 verschiedenen Vorschlägen durch, von denen allerdings nur knapp 80 wirklich den Kriterien entsprachen und somit als Unwort des Jahres 2015 in Frage kamen. Mit insgesamt 1.644 Einsendungen beteiligten sich in diesem Jahr wieder mehr Menschen an der Wahl. Die Jury, der vier Sprachwissenschaftler sowie ein Autor angehören, wurde bei der diesjährigen Entscheidung vom Kabarettisten Georg Schramm als jährlich wechselndem Mitglied vervollständigt.
Schon bei der Wahl zum Unwort des Jahres 2011 war der „Gutmensch“ unter den Vorschlägen, belegte damals allerdings noch den zweiten Platz hinter „Döner-Morde“. Die Entscheidung 2015 begründete die Jury der Unwort des Jahres-Aktion damit, dass der meist ironisch verwendete Begriff besonders im Kontext der Flüchtlingswelle 2015 mehr an Präsenz gewonnen hat und vermehrt als Beschimpfung für diejenigen gebraucht wird, „die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.“ Mit der Wahl zum Unwort des Jahres 2015 wird nicht nur das rechtspopulistische Lager kritisiert, sondern auch die Verwendung des Wortes „Gutmensch“ sowie ähnlichen Begriffen wie „Gutmenschentum“ von Journalisten in den Leitmedien, durch die, laut Sprecherin Prof. Dr. Nina Janich, „Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm oder weltfremdes Helfersyndrom diffamiert“ würden.
„Hausaufgaben“ und „Verschwulung“ belegen bei der Wahl zum Unwort des Jahres 2015 Platz 2 und 3
Der im Zusammenhang mit der Finanzkrise zu verstehende Begriff „Hausaufgaben“ wurde ebenfalls von der Jury kritisiert, da er souveräne Staaten als „unmündige Schulkinder“ charakterisiere, die im Fall von Griechenland durch die nicht eingehaltenen Reformen ihre „Hausaufgaben nicht gemacht haben“. Auf dem dritten Platz der Wahl zum Unwort des Jahres 2015 konnte sich das Wort „Verschwulung“ durchsetzen, das vom Autor Akif Pirinçci als Teil seines Buchtitels „Die große Verschwulung“ gewählt wurde und laut Jury eine Diffamierung Homosexueller darstelle.
Der am häufigsten eingereichte Vorschlag war jedoch „Lärmpause“ mit 165 Einsendungen, gefolgt von „Willkommenskultur“. Der Juryfavorit „ Gutmensch“ selbst war mit 65 Stimmen übrigens nur der am dritthäufigsten vorgeschlagene Begriff.