733 Vorschläge für das Unwort des Jahres eingegangen
Die Jury der Aktion „Unwort des Jahres“ gab dieses Jahr am 13. Januar ihr „Unwort des Jahres 2014“ bekannt. Unter den 1.246 Einsendungen mit 733 verschiedenen Vorschlägen hat „Lügenpresse“ das Rennen gemacht. Die Jury besteht aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten und im jährlichen Wechsel einem weiteren sprachinteressierten Mitglied – in diesem Jahr übernimmt diese Aufgaben die Autorin, Journalistin und Moderatorin Christine Westermann.
Das Unwort „Lügenpresse“, das auch im Ersten Weltkrieg und zur Zeit der Nationalsozialisten benutzt wurde, wurde zur pauschalen Verurteilung der Medien missbraucht. Die Sprecherin Prof. Dr. Nina Janich betonte, dass man den Medien gegenüber natürlich immer kritisch sein solle, aber eine pauschale Diffamierung falsch sei, „weil sich die große Mehrheit ihrer Vertreter bemüht, der gezielt geschürten Angst vor einer vermeintlichen „Islamisierung des Abendlandes“ eine sachliche Darstellung gesellschaftspolitischer Themen und differenzierte Sichtweisen entgegenzusetzen.“ Sie kritisiert, dass dies eine Gefährdung für die Pressefreiheit sei, die für die Demokratie so wichtig und durch Extremismus gerade in den letzten Tagen schon bedroht sei.
Auch einige Vorschläge für „Russland-Versteher“ und „PEGIDA“ als Unwort des Jahres
„Russland-Versteher“ schaffte es zusammen mit „Putin-Versteher“ auf das am häufigsten eingereichte Wort der Aktion. Mit 60 Einsendungen überzeugte es auch die Jury und belegt deswegen den dritten Platz. Zeitplatzierter der Aktion „Unwort des Jahres 2014“ wurde hingegen „Erweiterte Verhörmethoden“. „Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) war mit 44 Einsendungen das am zweithäufigsten eingereichte Wort und hatte ebenfalls gute Chancen darauf, das Unwort des Jahres 2014 zu werden.
Wer kann ein Unwort des Jahres vorschlagen und wie funktioniert es?
Anders als beim Wort des Jahres kann jeder sein Unwort des Jahres – bitte mit Angabe der Quelle – bis zum 31.12. an die Jury mailen vorschlaege@unwortdesjahres.net
Ein kurzer Rückblick auf die Unworte der Jahre 2000 bis 2014:
Unworte des Jahres 2014
- Lügenpresse
- Erweiterte Verhörmethoden
- Russland-Versteher
Unworte des Jahres 2013
- Sozialtourismus
- Supergrundrecht
- Homo-Ehe
Unworte des Jahres 2012
- Opfer-Abo
- Pleite-Griechen
- Lebensleistungsrente
Unworte des Jahres 2011
- Döner-Morde
- Gutmensch
- Marktkonforme Demokratie
Unworte des Jahres 2010
- Alternativlos
- Integrationsverweigerer
- Geschwätz des Augenblicks
Unworte des Jahres 2009
- Betriebsratsverseucht
- Flüchtlingsbekämpfung
- Intelligente Wirksysteme
Unworte des Jahres 2008
- Notleidende Banken
- Rentnerdemokratie
- Karlsruhe-Touristen
Unworte des Jahres 2007
- Herdprämie
- Klimaneutral
- Entartet
Unworte des Jahres 2006
- Freiwillige Ausreise
- Konsumopfer
- Neiddebatte
Unworte des Jahres 2005
- Entlassungsproduktivität
- Ehrenmord
- Bombenholocaust
- Langlebigkeitsrisiko
Unworte des Jahres 2004
- Humankapital
- Begrüßungszentrum
- Luftverschmutzungsrechte
Unworte des Jahres 2003
- Tätervolk
- Angebotsoptimierung
- Abweichler
Unworte des Jahres 2002
- Ich-AG
- Ausreisezentrum
- Zellhaufen
Unworte des Jahres 2001
- Gotteskrieger
- Kreuzzug
- Topterrorist
- Therapeutisches Klonen
- Gewinnwarnung
Unworte des Jahres 2000
- National befreite Zone
- Überkapazitäre Mitarbeiter
- Separatorenfleisch
- „Dreck weg!“
- (Deutsche) Leitkultur