Marlen Haushofer erzählt vom Leben hinter einer undurchdringlichen Wand, die zugleich schützt und gefangen hält
Titel: Die Wand
Autorin: Marlen Haushofer
Verlag: List (2004)
Genre: Roman
Kurzinhalt von Haushofers Die Wand:
Dieser Roman, den Marlen Haushofer im Jahre 1963 schrieb, handelt von einer Frau, die bei einem Familienausflug in eine abgeschiedene Jagdhütte in den Alpen plötzlich auf sich allein gestellt bleibt: Ihre Cousine und deren Mann kehren aus dem nahen Dorf nicht zurück, und als die Erzählerin beginnt, Nachforschungen anzustellen, stößt sie auf eine Wand. Hierbei handelt es sich wortwörtlich um eine ganz reale, greifbare, aber unsichtbare Wand. Eine „Wand aus Glas“, hinter der alles Leben erstarrt ist. Mit vollster Entschlossenheit beginnt die Frau, sich in ihrer kleinen Welt mit Wald, Wiesen und Hütte so einzurichten, dass ein Überleben möglich ist, immer angetrieben von der Fürsorge für die Tiere in ihrer Obhut, die nun ihre einzigen Begleiter sind. Fast scheint es, dass die Frau sich trotz aller Rückschläge mit ihrer Einsamkeit arrangieren kann, da taucht ein anderer Überlebender auf.
Warum mich das Buch von Marlen Haushofer so anspricht:
Dieses Buch lässt sich kaum einordnen. Es ist ein Survivalroman à la Robinson Crusoe, ein Fantasybuch der ganz anderen Art, aber auch ein tiefer Einblick in die Welt der absoluten Einsamkeit. Die Idee, als letzter Mensch auf Erden übrig zu bleiben, ist nicht neu, wird aber in dieser Geschichte so still und ruhig erzählt, dass sich fast eine Schönheit in diesem Alptraum entdecken lässt. Nach dem Grund für das Auftauchen der Wand wird nicht gesucht, denn es gibt ja keinerlei Möglichkeit der Spurensuche, aber das Unglück scheint von Menschenhand gemacht. Marlen Haushofer zeichnet das Bild einer Welt ohne Menschen, in der es Leid, Gefahren und Prüfungen gibt. Aber die wirkliche Katastrophe bricht nicht am Anfang über die Protagonistin herein, als die Menschen verschwinden, sondern am Ende, als sich herausstellt, dass sie nicht die einzige Überlebende ist.