Ein mitreißendes Seeabenteuer des isländischen Literaturpreisträgers Stefánsson
Autor: Jón Kalman Stefánsson
Übersetzer: Karl-Ludwig Wetzig
Verlag: Piper (2011)
Genre: Roman (240 Seiten)
Kurzinhalt von Stefánssons Himmel und Hölle:
Island vor etwa 100 Jahren: Ein namenloser Junge, im Roman einfach „der Junge“ genannt, und sein Freund Bárður verdienen ihr Geld beim Fischfang, Bárðurs Leidenschaft aber gilt der Literatur, dem Lesen von Büchern, die er sich beim alten Kapitän Kolbeinn ausleihen kann. Bárður führt den Jungen in die Schönheit der Poesie ein, lässt ihn an seinem Leseglück, das zugleich sein Lebensglück ist, teilhaben.
Eines frühen Morgens vor dem Ausfahren der Fischer in den alten Ruderbooten vergisst Bárður vor lauter Seligkeit über die Verse des Dichters John Milton, seine wärmende Jacke mit an Bord zu nehmen. Auf dem Meer schlägt das Wetter um, ein Sturm zieht auf und bringt Eiseskälte mit sich. Bárður stirbt auf dem Boot an Unterkühlung – der Junge erlebt das Sterben seines Freundes hautnah, kann ihm nicht helfen und fühlt, dass danach nichts mehr ist wie zuvor …
Entsetzt, tief traurig über den Tod des Freundes sowie von Selbstzweifeln geplagt macht sich der Junge zu Fuß auf den Weg, um das geliebte Buch des Freundes (John Milton, „Paradise Lost“) an den alten Kapitän zurückzugeben. Während dieser Reise denkt er nach über den erlittenen Verlust, seinen tiefen Schmerz, seine daraus resultierende Todessehnsucht, die große Zuneigung zu seinem Freund sowie über sein eigenes Leben und dessen (möglichen) Sinn …
Warum mich Stefánssons Roman so fasziniert:
Jón Kalman Stefánsson gelingt aus meiner Sicht ein kleines Meisterwerk: die differenzierte Auslotung eines Seelenzustands in einer klaren und doch bildreichen Sprache, die Darstellung des Überlebenskampfes des Jungen in zweierlei Hinsicht (zum einen die Kämpfe in seinem Inneren, zum anderen der Überlebenskampf in der gefährlichen, einsamen und rauen Landschaft Islands), die genaue und poetische Annäherung an die großen Lebensthemen der Menschen wie Liebe und Hass, Schmerz, Hoffnung und Abschied sowie an alle weiteren Momente, durch die Menschen ihren Himmel und ihre Hölle erleben …