Seit dem Jahr 2000 wird jährlich am 21. Februar der von der UNESCO ausgerufene „Internationale Tag der Muttersprache“ begangen. Er dient dazu, die Vielfalt der Sprachen zu erhalten und das Bewusstsein für die Muttersprache zu schärfen.
Fast die Hälfte der Weltsprachen ist vom Aussterben bedroht
Weltweit werden etwa 6.000 verschiedene Sprachen gesprochen, von denen die meisten lokale Sprachen sind. So gibt es in Indien beispielsweise über 750 lokale und regionale Sprachen. Doch über 2.500 dieser Weltsprachen laufen Gefahr, in naher Zukunft auszusterben. Der „UNESCO-Weltatlas der bedrohten Sprachen“ führt diese vom Verschwinden bedrohten Sprachen auf. Laut UNESCO befinden sich derzeit 2.471 Sprachen in Gefahr und für weitere 646 Sprachen ist die Lage noch kritischer, sie gelten als „akut bedroht“. Hier können Sie sich einen Einblick in den aktuellen „UNESCO-Weltatlas der bedrohten Sprachen“ verschaffen. Auslöser für die Gefährdung vieler Sprachen ist die Verstädterung in zahlreichen Regionen. Des Weiteren führen auch Migration und die Vermischung der verschiedenen Sprachen dazu, dass die Sprachenvielfalt immer mehr abnimmt.
Bedrohte Regionalsprachen in Deutschland
Auch Deutschland bleibt von diesen Problemen nicht unberührt: Bereits 13 deutsche Regionalsprachen sind im „UNESCO Weltatlas der bedrohten Sprachen“ aufgeführt. Zu den bedrohten deutschen Regionalsprachen und Mundarten gehören Nordfriesisch, Saterfriesisch, Sorbisch, Bairisch, Moselfränkisch, Rheinfränkisch und Allemannisch. Die vom Aussterben bedrohten Minderheitssprachen sind Jütländisch und Romani.
Wörter, die aus dem Deutschen zu verschwinden drohen
Zum Tag der Muttersprache stellte der Radiosender WDR ein Lexikon mit Wörtern zusammen, die Gefahr laufen, aus unserer deutschen Muttersprache zu verschwinden. Laut Dr. Werner Scholze-Stubenrecht, Leiter der Duden-Redaktion, gehen viele dieser Wörter aufgrund des technischen Fortschritts verloren oder einfach deshalb, weil es gewisse Dinge nicht mehr gibt. So ergeht es zum Beispiel dem Wort „Wählscheibe“, das im Laufe der Zeit, bedingt durch die technische Entwicklung, durch die Begriffe „Tastatur“ oder nun auch „Touchscreen“ ersetzt wurde. Weitere Begriffe, die in diesem Lexikon aufgeführt werden, sind: Spülstein, Flederwisch, knorke, Stelldichein oder auch Fisimatenten. Falls Sie nun neugierig sind, was sich hinter diesen bedrohten Wörtern verbirgt, können Sie unter diesem Link das Lexikon des WDR finden.
Folgen des Rückgangs der Sprachenvielfalt
Der Rückgang der Sprachenvielfalt und das damit verbundene Aussterben vieler Sprachen können schwerwiegende Folgen haben. Jede Sprache repräsentiert auch die Werte, Traditionen und Besonderheiten einer bestimmten Kultur. Stirbt also eine Sprache, stirbt auch immer ein Teil der Geschichte und der kulturellen Traditionen einer Gemeinschaft. Aus diesem Grund setzt sich die UNESCO weiterhin mithilfe von Förderprojekten für die Erhaltung von Lokal- und Regionalsprachen ein und rief im Jahr 2000 den „Internationalen Tag der Muttersprache“ aus, um weltweit ein größeres Bewusstsein für die Bedeutsamkeit der Sprachenvielfalt und der Muttersprache zu schaffen.
Der Schauspieler Jean-Paul Belmondo brachte die Bedeutung der Muttersprache treffend auf den Punkt: „Auch ein Mensch, der zwanzig Sprachen beherrscht, gebraucht seine Muttersprache, wenn er sich in den Finger schneidet.“ Ein weiteres Plädoyer für die Erhaltung der Sprachenvielfalt.