Alia Yunis beschreibt mit ergreifendem Humor den Spagat zwischen zwei kulturellen Welten
Autor: Alia Yunis
Titel: Feigen in Detroit
Übersetzer: Nadine Püschel, Max Stadler
Verlag: Aufbau Verlag (2010)
Genre: Roman (476 Seiten)
Kurzinhalt von Alia Yunis‘ Feigen in Detroit:
Nacht für Nacht wird Fatima, das weibliche Oberhaupt einer libanesischen Einwandererfamilie in den USA, von Scheherazade besucht – der Märchenerzählerin aus 1001 Nacht. Und jede Nacht erzählt Fatima die Geschichte eines ihrer Kinder, Enkel oder Urenkel. Geschichten von Erfolg und Versagen, Anpassung und Verstellung. Fatima und ihr Mann sind vor einer halben Ewigkeit als jung verheiratetes Paar nach Detroit gezogen. Zehn Kinder hat Fatima bekommen – Kinder, die in Amerika erfolgreich sein sollten, ohne ihre libanesischen Traditionen aufzugeben. Mittlerweile halten ihre Kinder sie auf Distanz. Mit der Absicht, die Mutter zu schonen, beschränken sie sich bei ihren Gesprächen aufs Wetter, so dass Fatima jederzeit die klimatischen Zustände der gesamten Vereinigten Staaten im Detail kennt. Fatima weiß, dass ihr nur noch wenige Nächte mit Scheherazade bleiben und somit auch nur noch wenig Zeit, um in die vielfältigen Probleme ihrer zahlreichen Familienmitglieder einzugreifen: die uneheliche Urenkelin, die krebskranke Tochter, der entfremdete Ehemann. Doch am wichtigsten ist es ihr, ihren schwulen Lieblingsenkel doch noch zu verheiraten, bevor ihre Zeit zu Ende geht. Mit einer Frau, versteht sich.
Was dieses Buch von Alia Yunis so lesenswert macht:
Mit einem wundervollen Humor erzählt Alia Yunis vom Leben einer arabischen Großfamilie in Amerika vor und nach dem 11. September aus der Sicht einer Analphabetin, die ihrem Dorf im Libanon hinterhertrauert, und einer Sagengestalt des Mittelalters. Große und kleine Katastrophen ziehen an Fatima vorbei, während sie sich eisern an ihre dörflichen Traditionen klammert und gleichzeitig amerikanische Erfolgsgeschichten von ihren Kindern erwartet. In diesem Buch geht es um den Spagat zwischen zwei Welten und um die Entwicklung einer Einwandererfamilie über vier Generationen. Die verschiedenen Familienmitglieder haben alle ihre ganz eigenen Strategien, um mit dem arabischen Erbe umzugehen, und in dem Roman wird weder für den einen noch für den anderen Weg Position eingenommen. Nicht zuletzt geht es immer wieder um die Frage, wie viel die alte Dame noch mit ihren Kindern und Enkeln verbindet, die auf den ersten Blick ein völlig anderes Wertesystem als sie zu haben scheinen.
Eine Leseprobe des Romans von Alia Yunis finden Sie auf dieser Seite des Aufbau Verlags.