Bestimmt ist es Ihnen beim Fernsehen oder Radiohören auch schon aufgefallen: Immer häufiger machen Sprecherinnen und Sprecher mitten im Wort eine kurze Pause, um der männlichen Form eines Wortes gleich noch die weibliche Endung anzuhängen (z. B. „Zuschauer_innen“) – sie gendern.
Gendern (von englisch gender = „soziales Geschlecht“) bezeichnet den Vorgang, gesprochene wie auch geschriebene Texte so zu gestalten, dass Menschen jedweden Geschlechts – also weiblich, männlich, divers – sich gleichermaßen angesprochen fühlen. Mit der Verwendung einer gendergerechten Sprache soll ein Bekenntnis zur Gleichberechtigung aller Menschen zum Ausdruck gebracht werden. Zugleich bedeutet sie eine Abkehr vom jahrhundertelang vorherrschenden „generischen Maskulinum“, also der Verwendung der männlichen Form, die alle anderen miteinschließen soll: Wer „… fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker …“ sagt, meint damit ja in der Regel auch Heilkundige jeden Geschlechts, benennt aber nur die männlichen.
Gendern und eine gendergerechte Sprache setzen sich einerseits langsam durch, werden andererseits aber von großen Teilen der Gesellschaft abgelehnt. Die befragten jüngeren und weiblichen Probanden in den unterschiedlichen Studien haben eher eine positive Einstellung zum Gendern, während ältere Menschen und vor allem Männer eher gegen das Gendern sind. Die Frage „Gendern oder nicht gendern?“ wird aber auch unter Sprachprofis wie unter Laien heftig und oft hitzig diskutiert, und das Thema war dem SPIEGEL einen fast achtseitigen Leitartikel wert (DER SPIEGEL, Nr. 10/2021 vom 6.3.2021).