Schonungslos und präzise: Herta Müller erzählt von Hunger, Leid und unmenschlichen Zuständen in einem sibirischen Arbeitslager.
Autorin: Herta Müller
Titel: Atemschaukel
Verlag: Carl Hanser Verlag (2009)
Genre: Roman (304 Seiten)
Kurzinhalt von Herta Müllers Atemschaukel:
Rumänien im Jahr 1945: Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende und alle 17- bis 45-jährigen Rumäniendeutschen werden zum Zwecke der „Wiedergutmachung“ und des „Wiederaufbaus“ der im Krieg zerstörten Sowjetunion in Arbeitslager deportiert. So auch der 17-jährige Siebenbürgener Leo, den Herta Müller in einem Erzählzeitraum von fünf Jahren über seine Erlebnisse und den menschenunwürdigen Alltag in einem Arbeitslager in Sibirien berichten lässt.
Was mich an diesem Roman von Herta Müller so fasziniert:
Herta Müllers Atemschaukel ist ein Buch für Leser, die sich nicht scheuen, Schrecken und Leid des Erzählers an sich heranzulassen. Dies ist definitiv kein Gute-Laune-Buch, vielmehr eine tiefgehende und auf wahren Begebenheiten basierende Erzählung über das Leben im sowjetischen Arbeitslager, die berührt und lange nachwirkt.
In ihrem sprachlich beeindruckenden Stil erschafft die Schriftstellerin Herta Müller eine Chronik des ewigen Hungers und der Qualen der Deportierten, die unter die Haut geht. Dies veranschaulicht sie eindringlich mit Begriffen, die bezeichnen, wofür es keine Worte gibt (z. B. Hungerengel, Mundglück, Hautundknochenzeit). Trotz aller Metaphern bleibt die Sprache dabei klar und prägnant. Ein berührendes und erschütterndes Leseerlebnis!
Wer sich selbst von Herta Müllers sprachlichem Geschick überzeugen möchte, findet hier eine Leseprobe ihres Romans Atemschaukel.